Die Definition von Gewalt nach Johan Galtung

Um uns der Definition von Gewalt anzunähern, verwenden wir das „Gewalt-Dreieck“ von dem weltweit bekannten Friedensforscher und Soziologen Johan Galtung.

Die drei Arten der Gewalt sind voneinander abhängig. Jede Form der Gewalt kann sich auf die anderen Arten übertragen und diese beeinflussen. Wenn zum Beispiel strukturelle Gewalt institutionalisiert und kulturelle Gewalt zunimmt, dann besteht die Gefahr, dass die direkte Gewalt wächst. Laut Johan Galtung entsteht Gewalt immer dort, wo Menschen so beeinflusst werden, dass ihre physische und mentale Entwicklung unterhalb ihres eigentlichen Potentials liegt. Gewalt ist daher die Ursache für den Unterschied zwischen potenzieller Entwicklung und tatsächlicher Entwicklung.

Galtung unterscheidet zwischen drei Arten von Gewalt:

DIREKTE GEWALT:
Wird von einem/einer AkteurIn unmittelbar ausgeübt. Diese Gewalt ist sichtbar und von physischer oder psychischer Natur. Es gibt eine/einen TäterIn und ein Opfer. Die direkte Gewalt ist das, was normalerweise als Gewalt verstanden wird (Folter, Mord, physischer oder psychischer Missbrauch, Demütigung, Diskriminierung, Mobbing,…)

STRUKTURELLE GEWALT:
Diese Art von Gewalt ist ähnlich zur sozialen Ungerechtigkeit und den Strukturen, die diese soziale Ungerechtigkeit fördern. Sie ist eine eher unsichtbare Gewalt, die von den Strukturen gebildet wird, die die Befriedigung grundlegender Bedürfnisse verhindern. Sie äußert sich meist indirekt und hat keine unmittelbar sichtbaren Verursacher. Sie liegt nach Galtung immer dann vor, wenn Menschen so beeinflusst werden, dass sie sich nicht so verwirklichen können, wie dies eigentlich potentiell möglich wäre (Apartheid, Rassentrennungsgesetze, Gesetzliche Bestimmungen zur Unterwerfung der Zivilbevölkerung, in Form von ungerechten Sozialverhältnissen, ungleicher Zugang zu Bildung/Ausbildung, entwürdigende Wohnverhältnisse, Armut,….)

KULTURELLE ODER SYMBOLISCHE GEWALT:
Aspekte einer Gesellschaftskultur, die die Verwendung von direkter oder struktureller Gewalt legitimiert. Die kulturelle und die symbolische Gewalt zeigen sich häufig in Einstellungen und Vorurteilen (Rassismus, Sexismus, Faschismus, Islamophobie,…).

Die unsichtbare Ebene bezeichnet den Umstand, dass bei der strukturellen und kulturellen Gewalt niemand in Erscheinung tritt, den man verantwortlichen machen könnte. Die strukturelle Gewalt ist in das System eingebaut und äußert sich in ungleichen Machtverhältnissen und folglich in ungleichen Lebenschancen. Alle drei Arten von Gewalt sind voneinander abhängig. Um eine zu verhindern, muss man sich auch mit den andern beiden beschäftigen und diese bei Aktionen adressieren.

Das Gewalt-Dreieck von Johan Galtung

Das Risiko, gewalttätig zu werden, wird im Kinder- und Jugendalter unter anderem verringert durch:

  • elterliche Fürsorge und positive Beziehungen zu den Eltern, sowie zu anderen Erwachsenen
  • stabile Bindungen
  • soziale Kompetenz
  • soziale Unterstützung und ein stabiles soziales Umfeld
  • Erfolg und Erfolgserlebnisse in der Schule
  • mittlere bis hohe Intelligenz
  • eine prosoziale Entwicklung und soziale Wertehaltung
  • Problemlösungskompetenz
  • hohe Selbstwirksamkeitserwartungen

Scroll to Top